GrUsS-Bericht 1997 (aktual. 2001)

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Großdruck-Umsetzungsservice für Sehbehinderte

Großansicht des Logo des Projektes
U. Zeun
(Projektkoordinator)

Universität Dortmund

Fachbereich: Sondererziehung und Rehabilitation“
Lehrstuhl: Allgemeine Behindertenpädagogik“
Prof. Dr. S. Solarová
 (Lehrstuhlleitung)

Dortmund 1997 (aktualisiert 2001)

gefördert durch die großzügige Unterstützung der
Sieglinde Hildebrandt-Stiftung

Inhalt

Kurzbeschreibung

1 Voraussetzungen

1.1 Vorerfahrungen
1.2 Umfrage

2 Durchführung

2.1 Arbeitsschritte/Personal
2.2 Technische Planung
2.3 Kooperation mit Lehrern
2.4 Untersuchungen zum Vergrößerungsbedarf bei Schülern und Studierenden mit Sehbehinderungen
2.5 Buch- / Materialproduktion

2.5.1 Copyright
2.5.2 Produzierte Titel
2.5.3 Termine

3 Auswertung

3.1 Technische Aspekte

3.1.1 Software
3.1.2 Hardware

3.2 Personelle Aspekte
3.3 Großdruckumsetzungskriterien
3.4 Kooperation: Projekt – Lehrer / Lehrer – Regelschullehrer / Schüler
3.5 Materialqualität
3.6 Anschlußarbeit
3.7 Zusammenfassung

4 Aussichten / Weiterarbeit

Literatur

Danksagung

Anhang

I. Vergleich der Vor- und Nachteile von Vergrößerungskopien gegenüber DTP-Großdruck
II. Untersuchungsergebnisse: Vergrößerungsbedarf / typografischer Bedarf
III. Infoblatt
IV. Beispiel einer adaptierten Grafik
V. Kurzveröffentlichungen
VI. Großdruckkriterien

Kurzbeschreibung

Vorerfahrungen über die Versorgung sehbehinderter Studierender mit für sie aufbereiteter Studienliteratur zeigte, dass so gut wie keine Hochschule ihre sehbehinderten Studierenden mit geeignetem Großdruckmaterial versorgt. Ein Versorgungsdefizit war auch für den schulischen Bereich zu erwarten. Eine empirische Voruntersuchung bestätigte, dass geeignete Lektüre in Großdruck nur in unzureichenden Druckgrößen und eingeschränktem Umfang auf dem Buchmarkt vorhanden ist, und dass aufbereitetes Lernmaterial für sehbehinderte Schüler und Studierende zum einem von Umsetzungsdiensten so gut wie gar nicht, zum anderen von den Lehrern an den entsprechenden Schulen zum aller größten Teil nur als Vergrößerungskopien angeboten werden.

Mit dem Projekt Großdruck-Umsetzungsservice für Sehbehinderte (GrUsS) sollte gezielt erprobt werden, auf welche Weise diese Versorgungslücke unter Nutzung der Computertechnologie behoben werden kann. Dabei sollte eine ausreichende, aber ggf. für Schulen noch erschwingliche Computerausstattung auf semiprofessioneller / privater Ebene Verwendung finden.

In Zusammenarbeit mit ca. 4 Lehrern aus nordrheinwestfälischen Sehbehindertenschulen wurden deren zumeist an Regelschulen betreuten sehbehinderten Schüler mit benötigtem Material versorgt.

Im Laufe der drei Projektjahre von 1993 bis Ende 1996 stellte sich heraus, dass

1. eine Versorgung erwünscht und nützlich ist;

2. insbesondere eine Umsetzung von Materialien aus dem Bereich „Mathematik", „Atlanten", „Stichwortverzeichnisse/Lexika“ gebraucht wird;

3. die angewandten Aufbereitungsstandards für Layout und Typografie, die im Projekt entwickelt wurden, geeignet waren;

4. die Qualität des Materials als gut beurteilt wurde,

aber, dass eine zufriedenstellende termingerechte Produktion aufgrund

1. unzureichender Personalkapazitäten im Projekt;

2. an den Schulen wechselnde Büchern während der Umsetzung;

3. an der sich ändernder Einstellung der Schüler gegenüber dem Gebrauch von Großdruckmaterial;

4. der kurzfristigen Vorausplanung über benötigtes Material an den unterrichtenden Schulen

Grenzen gesetzt wurden.

Die positiven und negativen Erfahrungen lassen für eine Weiterarbeit folgende Forderung zu:

Da eine Großdruckumsetzung für sehbehinderte Lerner notwendig und sinnvoll ist, eine sehbehinderungsgerechte Gestaltung aufgrund moderner EDV-Technik im Desktop-Publishing Verfahren (DTP) auch im kleineren Umfang erreicht werden kann, dafür aber eine höhere wöchentliche Arbeitsstundenkapazität benötigt wird, sollte ein Großdruck-Umsetzungsservice mit ausreichenden sächlichen und personellen Kapazitäten eingerichtet werden.

An der Universität Dortmund kann derzeit (Stand: 2000) für sehbehinderte Studierende aufgrund von Landesmitteln aus einem Förderprogramm ein Teil des Großdruckbedarfs sehbehinderter Studierender gedeckt werden. (Umsetzungsdienst zur sehgeschädigtengerechten Adaption von Studienliteratur )

Im Schulbereich sollte in Vorausschau auf die geplante Regionalisierung der Blinden- und Sebehindertenschulen in Westfalen-Lippe eine Versorgungseinrichtung (ähnlich dem FIBS [Förderzentrum blinder und sehbehinderter Schüler in Soest]) eingerichtet werden.

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1 Voraussetzungen

Die Konzipierung des Projektes zur Umsetzung von Lernmaterial in eine für Sebehinderte geeignete Druckform (allgemein Großdruck“ genannt) ergab sich aus den am Fachbereich getätigten Vorarbeiten und Kontakten zu Lehrern bzw. einer empirischen Umfrage zur Großdruckversorgung.

1.1 Vorerfahrungen

In der Durchführung des Projektes Aufbereitung hochschulinterner Materialien für Sehgeschädigte“ wurden sowohl erste Erfahrungen zu technischen Möglichkeiten der Großdruckumsetzung per Computer, der notwendigen Arbeitsschritte und der typografischen Gestaltung gemacht [1]. Während der konkreten Produktion und Bedarfsanmeldung für das o.g. Projekt stellte sich heraus, dass trotz vorhandenem Bedarfs zum einen die sehbehinderten Studierenden ihre Bedürfnisse nicht vortragen, da sie sich auch so – wenn auch unter größerem Energieaufwand – mit normal gedrucktem Material behelfen können, zum anderen mangels arbeitstechnischer Erfahrungen, technischer und personeller Kapazitäten eine Großdruckproduktion kaum erfolgt. Daher sollte durch ein spezielles Projekt evaluiert werden, wie eine Großdruckversorgung mit Lernmaterial ablaufen kann.

1.2 Umfrage

Uns war bekannt, dass es zwar mittlerweile (Stand: 1992) an einigen Hochschulen mit Beratungs- und/oder Versorgungsdiensten für behinderte Studierende auch ein Angebot der Umsetzung von Studienmaterial für Sehbehinderte gab, genauere Kenntnisse über die Versorgung sehbehinderter Schüler mit für sie geeignetem Material lagen jedoch nicht vor. Daher wurde zunächst eine im gesamten Bundesgebiet schriftliche Befragung der Sehbehindertenschulen (bzw. einzelner Lehrer an diesen), der vorhandenen Umsetzungseinrichtungen (auch Schweiz, Österreich) sowie der Verlage mit Großdruckserien durchgeführt. [2]

Es zeigte sich, dass

Wir konnten daher davon ausgehen, dass ein ausreichender Bedarf bei den Schülern bzw. Lehrern als Kooperationspartnern und Vermittlern vorhanden ist. Um eine Zusammenarbeit im Versuchsstadium überhaupt zu ermöglichen und dem Grundsatz des chancengleichen Zugangs behinderter Menschen zu Druckmaterialien gerecht zu werden, sollten die produzierten Materialien kostenlos abgegeben werden.

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2 Durchführung

Nach Abschluss der Vorarbeiten wurde das Projekt GrUsS von Anfang 1993 bis Ende 1996 durchgeführt. In den Jahren 96/97 wurden die Erfahrungen durch schulinterne Anschlussarbeiten ergänzt (s. 3.6).

2.1 Arbeitsschritte/Personal

Folgende Arbeitsprozesse (s.a. Schemazeichnung 1 unten) waren für eine EDV-gesteuerte Großdruckumsetzung (Großdruck-DTP) erforderlich. die Tabelle verdeutlicht die Arbeitsschritte und das dafür eingesetzte Personal – es standen während der Projektzeit zwischen 10 und 12 Wochenstunden für studentische Hilfskräfte sowie Anteile des Fachbereichmitarbeiters als Projektkoordinator zur Verfügung. Zur Koordinierung und Absprache fanden wöchentliche Teamsitzungen mit allen Mitarbeitern statt.

Arbeitsschritt

Personal
Abfrage bzw. Anmeldung des Bedarfs (Koop. m. Lehrern) Koordinator
Beschaffung der umzusetzenden Materialien Koordinator
Einholung des Copyrights Koordinator
Scannen von Texten oder Grafiken stud. Hilfskr.
Korrigieren des gescannten Materials stud. Hilfskr.
Großdruckformatierung und Layouten der Texte stud. Hilfskr.
sehbehindertengerechtes Retuschieren der Grafiken stud. Hilfskr. / Koordinator
Drucken (Probe-/Endausdrucke) stud. Hilfskr. / Koordinator
Kontroll-/Korrekturlesen stud. Hilfskr. / Koordinator
Entwicklung von EDV- Hilfen (Kleinprogramme, Schriftsatz) zum Bearbeiten und Formatieren der Texte stud. Hilfskr. (4 Std.) Koordinator

Foto: Eingabe von Text und Formeln eines Mathebuches mit AmiPro
Bild 1: Beim Editieren eines Textes für ein Mathematikbuch

Schemazeichnung 1 (Arbeitsablauf)
Ablaufschema der ArbeitsschritteD

Zur Sicherung der Arbeitsabläufe wurde ein sogenannter „Laufzettel“ erstellt und zu jedem zu produzierenden Material geführt. Hier wurden alle erledigten Arbeiten eingetragen.

Darüber hinaus wurde für das Projekt Öffentlichkeitsarbeit betrieben, die sich in diversen Zeitschriftenartikeln und Beteiligung an Tagungen und Messen widerspiegelt (s. [3] – [8]).

 

2.2 Technische Planung

Aus den Vorerfahrungen des AhM-Projektes [1] wurde deutlich, dass die bereits vorhandene EDV-Ausstattung erweitert werden mußte, um effektiv arbeiten zu können.

Bereits vorhanden waren

Im Laufe der Vorarbeiten wurde über die Hochschule,

über Spenden

beschafft.

Da es Anliegen des Projektes war, über EDV sowohl die Möglichkeiten zu nutzen, Schriftgestalt und Layout des Originals zu ändern – welches bei Vergrößerungskopien nicht gegeben ist (s. Anhang) –, als auch farbige Informationen – dies sind visuell durchaus wichtige Merkmale eines Bildes – wiederzugeben, mußten zum einem Farbscanner und -drucker, zum anderen geeignete Speichermedien (Festplattengröße, MO-Diskette, DAT-Streamer) zum Speichern der gescannten Farbgrafiken aus den Büchern (1 Farbbild kann bis zu 20 MB Speicherplatz beanspruchen), beschafft werden.

2.3 Kooperation mit Lehrern

Durch verschiedene Kontakte konnten im Laufe der Durchführung 5 Lehrer (zeitgleich meist nur 3) für eine konkrete Zusammenarbeit mit dem Projekt gewonnen werden. Ihnen wurde in Gesprächen, aber auch durch Informationsblätter das Konzept und Anliegen des Vorhabens erklärt. Durch Artikel in Fachzeitschriften sollten weitere interessierte Sehgeschädigtenpädagogen auf das Projekt aufmerksam gemacht werden und für eine mögliche Kooperation gewonnen werden [3] [7] [8].

Zur Veranschaulichung der Großdruckmöglichkeiten für die Lehrer bzw. die betroffenen Regelschullehrer wurden Mappen mit Druckmustern aus Schulbüchern (Text, Formel, Grafik, Foto) zur Verfügung gestellt.

Mit den kooperierenden Lehrern wurde telefonischer Kontakt gehalten. Materialien wurden postalisch ausgetauscht.

Nach Bedarfsanmeldung, die mit einer Fertigstellungsterminvorgabe zu erfolgen hatte, wurde dann die Produktion eingeleitet (s.u.). Zur Evaluierung der Qualität des erstellten Großdruckmaterials und der Zufriedenheit über den Service wurden für die beteiligten Personengruppen (Sehbehindertenpädagogen, Schüler, Regelschullehrer) unterschiedliche Rückmeldebögen entwickelt und nach Ausgabe der Materialien verteilt.

2.4 Untersuchungen zum Vergrößerungsbedarf bei Schülern und Studierenden mit Sehbehinderungen

Aus zwei Gründen wurden zur Abfrage des Vergrößerungsbedarf bei den sehbehinderten Schülern Fragebögen und Musterseiten erstellt.

a) Welche typografische Gestaltung ist für die meisten Sehbehinderten geeignet?

b) Welchen individuellen Vergrößerungsbedarf hat der Schüler, der ein adaptiertes Material braucht?

Bei a) wurden zusätzlich auch drei Studierende der Universität Dortmund mit einbezogen. Für b) ergibt sich ein Sample von 5 untersuchten Personen. Damit können die Ergebnisse zwar nicht repräsentativ sein, bestätigen oder widersprechen aber den Forschungsergebnissen zur geeigneten typografischen Schrift- und Layoutgestaltung für sehbehinderte Leser, die dem Projektkoordinator bekannt waren. Für den individuellen Bedarf konnte das Material so jedoch passend erstellt werden (s. Anhang; vgl. hierzu auch [11]).

2.5 Buch- / Materialproduktion

Im Folgenden werden wichtige Aspekte der Produktion betrachtet, eine Ergebnisanalyse findet im nächsten Kapitel statt.

2.5.1 Copyright

Außer der schriftlichen Beantragung der Nachdruckerlaubnis der Materialien anhand eines Formulars mit Anschreiben wurden oftmals fernmündliche Klärungen geführt, wie dies auch von anderen Umsetzungsdiensten (z.B. Auflesedienst an der Universitätsbibliothek Dortmund) her bekannt ist. Oft mußte dem entsprechenden Verlag verdeutlicht werden, dass es sich lediglich um eine einmalige Großdruckumsetzung von höchstens 5 Exemplaren handelt und diese nicht kommerziell vertrieben werden, dem Verlag somit keine wirtschaftlichen Verluste entstehen.

Der Zeitraum von der Beantragung bis zur Genehmigung eines Copyrights lag zwischen 2 Wochen, durchschnittlich 1 Monaten und bis über 4 Monaten.

2.5.2 Produzierte Titel

Für die kooperierenden Lehrer wurde zu Anfang der Projektzeit zu einigen von ihnen gewünschten beispielhaften Lehrmaterialien Probeseiten erstellt, um ihnen einen Eindruck der Umsetzungsmöglichkeiten und -qualität zu verdeutlichen.

Für zwei Schülergruppen wurde Bedarf angemeldet:

Zudem wurde die Großdruckumsetzung von für die Beratung nützlichen Werken für hilfreich erachtet (Ratgeber für Behinderte).

Im Verlauf des Projekts entstanden neben vereinzelten Probeproduktionsmaterial (Umrisskarten, zweifarbige Weltkarte, Infotexte für Studierende)

1) eine Karte der Bundesländer mit Hauptstädten (DIN A3)

2) eine Erstlese-Lektüre: „Drei schwarze Katzen",

3) das Buch „Jim Knopf und die wilde 13",

4) das Sprachbuch „sprache praxis 6",

5) das Mathematikbuch Gamma 6 bzw. 7 in Auszügen,

6) Schulbuch „Mathematik heute – 7 – Realschule“ in Auszügen,

7) Englisch H1 Wörter und Vokabelverzeichnis,

8) der Registerteil des Diercke-Weltatlas,

9) BMA-Infobuch „Ratgeber für Behinderte“

Letzteres Werk wurde vom Projekt – wie unten abgebildet – aufbereitet. gleichzeitig wurde initiiert, dass der Herausgeber, das BMA auch eine Großdruckfassung in höherer Auflage drucken ließ [6].,

10) die Vereinszeitschrift „Display“ der „Interessengemeinschaft sehgeschädigter Computerbenutzer“
Die gemachten Kenntnisse wurden vom Autor hier angewandt. (s. Großdruckkriterien)

Die Originalmaterialien als Vorlage zum Scannen wurden i.d.R. über die kooperierenden Lehrer leihweise zur Verfügung gestellt. Schulbücher aus dem Regelschulbereich mußten z.T. durch die kooperierenden Betreuungslehrer bei dem den sehbehinderten Schüler unterrichtenden Regelschullehrer besorgt werden.

Einige Materialien lagen dem Projekt als Prüfexemplar über den Verlag vor, in einem Fall wurde das Schulbuch gekauft.

Umschlagdeckel des Ratgebers    aufgeschlagene Seiten des ratgebers
Der „Ratgeber": jeweils links im Original, rechts im Großdruck

2.5.3 Termine

Aufgrund des Versuchscharakters des Projektes wurden von den kooperierenden Lehrern in Absprache mit uns in den meisten Fällen Material angefordert, dass nicht umgehend für den Schulalltag gebraucht wurde. Hier waren die akuten Bedürfnisse der Lehrer, den sehbehinderten Schüler adäquat zu fördern, wichtiger als durch möglicherweise nicht fristgerecht erhaltenes Material den Unterichtsablauf für diesen zu gefährden.

Die Weiterleitung EDV-aufbereiteten Materials per Datenfernübertragung, als Möglichkeit der sehr kurzfristigen und schnellen Lieferung, konnte seinerzeit nicht erprobt werden, da die kooperierenden Lehrer in ihrer Schule nicht über das notwendige DFÜ-Equipment verfügten bzw. nicht die notwendigen Computerkenntnisse mitbrachten.

Die längerfristig gesetzten Lieferungstermine für aufzubereitende Materialien konnten hingegen i.d.R. eingehalten werden. Dabei war es teilweise notwendig, bereits vor eingegangener Umsetzungsgenehmigung durch einen Verlag mit der Großdruckproduktion zu beginnen, um keine Zeitverzögerungen einzugehen, auch unter dem Risiko Arbeitskapazitäten vertan zu haben, falls keine Genehmigung später erfolgte (was nicht der Fall war).

Um fristgerecht liefern zu können wurden in zwei Fällen, bei denen Material mittelfristig gebraucht wurde, Teile des umgesetzten Materials zugeschickt, damit ein Arbeiten damit für den Sehbehinderten im Unterricht möglich wurde.

Andere kooperierende Lehrer wollten lieber ein komplettes Werk weitergeben können. Hier zeigte sich in einigen Fällen, dass es bei umfangreichen Farbbildmaterial und Layouten in Verbindung mit den im Projekt begrenzten Arbeitskapazitäten schwierig war, fristgemäß das Großdruckmaterial fertigzustellen, oder dies sogar nicht gelang.

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3 Auswertung

In der Auswertung sollen die Ergebnisse aus dem technischen Bereich, aus dem personellen Bereich, der typpografischen Erfahrungen, der Kooperation mit den Lehrern und zur Materialqualität gegeben werden. Auf eine detaillierte Beschreibung der Erfahrungen im Vergleich verschiedener Soft- und Hardware-Verwendung, insbesondere im Grafikbereich, sowie einzelner Arbeitsabläufe wird an dieser Stelle verzichtet.

3.1 Technische Aspekte

Für die Anfangszeit war das Projekt adäquat mit technischen Geräten für die geplanten Arbeitsschritte ausgestattet.

Schwierigkeiten zeigten sich beim konkreten Arbeitsprozessen:

3.1.1 Software

Das zum Scannen von Texten eingesetzte OCR-Programm (Omnipage“) erwies sich als flexibel mit einer hohen korrekten Erkennungsrate anwendbar.

Zum Korrigieren der Texte waren sowohl einfachere, d.h. DOS-Programme (Word 5.5.) als auch Windows-Textverarbeitungen (Ami Pro, Word) gut. Texte mit einfachen Schwarzweißzeichnungen (Jim Knopf ...“ und Ratgeber für Behinderte“) wurden sogar mit DOS-Word formatiert und gelayoutet. Lediglich einzelne farbige Bilder (beim Ratgeber...“) mußten in einem einfachen“ Farbgrafikformat – TIFF mit nicht mehr als 16 Farben – erstellt werden, um von der Textverarbeitung in den Text eingefügt werden zu können.

Diese Grenzen der DOS-Editoren sollten von vornherein durch Benutzung von Windows-Textverarbeitung ausgeräumt werden, zumal mit diesen eine besser Erstellung von Tabellen sowie die Druckgestaltung (Textformatierung, Layout) des Textes direkt am Bildschirm kontrolliert werden kann (WYSIWYG = what you see is what you get). Das am Anfang dem Projekt zur Verfügung stehende Programm Ami Pro (Version 3.0) hatte aber seine Grenzen in der Möglichkeit, Text mit beliebig vielen Grafiken und diese in guter Farb-Fotoqualität (hohe Farbtiefe = mehr als 16 Farben) in einem Gesamtlayout zusammenzufügen und farbgerecht auszudrucken. Auch der Formeleditor war nicht für alle vom Schulbuch geforderten Gestaltungsvarianten komfortabel genug.

Daher wurde sobald wie möglich Winword 6.0 verwendet, dass außer einer besseren Bildeinfügung, eines besseren Formeleditors auch zur Bearbeitung des gescannten unformatierten Textes anwenderfreundlichere Austauschoptionen für Textteile und -zeichen besitzt als Ami Pro (s.u.). Im weiteren wurde mit einem Layout-/DTP-Programm (Page-Maker 4.0) gearbeitet, das für die gleichzeitige Verarbeitung von Text und umfangreichen Bildanteilen konzipiert ist. Auch beim Ausdruck erzielte das DTP-Programm die besten Farbergebnisse. Durch Verwendung des Winword-Formeleditors und anderer Einzelkomponenten wie z.B. Tabellen aus WinWord konnte im OLE-Verfahren (= Einbindung von Teilen aus anderen Programmen in das vorrangig benutzte Grundprogramm) mit der DTP-Software insbesondere Mathematikbücher geeignet adaptiert werden.

Die zum Scannen von Bildern und Grafiken vorhandene Software war prinzipiell ausreichend (ScanModul zum Microtek Farbscanner), funktionierte aber nach einiger Laufzeit des Projektes nicht immer einwandfrei und ohne Abstürze des Programms. Das Problem konnte nicht behoben werden; auch eine Neuanschaffung war seinerzeit nicht möglich. Hierdurch und die lange Scanzeit für ein Bild wurde relativ viel Zeit verbraucht. In der Anschlußarbeit (s.u.) konnte der Verfasser durch Gebrauch eines anderen Scanners (Hewlett Packard-Farbscanner) Zeit und Wartungsarbeit bei den Scanabläufen einsparen.

Kontrastverstärkung und Retusche einer einfachen Grafik (Würfel in 3D)
Bearbeitung einer Grafik mit dem Bildbearbeitungsprogramm

Die gebrauchte Bildbearbeitungssoftware (PhotoStyler) erlaubte notwendige sehbehindertengerechte Veränderungen an den Originalbildern, eine Automatisierung von immer wieder gleich auftretenden Änderungsschritten gab es jedoch nicht. Die Grafikdateien wurden aus Gründen der Platzersparnis im JPEG-Format gespeichert, zur Einbindung in das Layout mußten sie aber im TIFF-Format vorliegen. Daher wurde ergänzend das Shareware-Bildbearbeitungsprogramm Paintshop Pro“ benutzt, das über eine automatische Grafikformatkonvertierung für mehrere Bilder gleichzeitig verfügt.

3.1.2 Hardware

Wie bereits oben angesprochen, funktionierte der Grafikscanner in Verbindung der Software nicht immer einwandfrei und benötigte viel Zeit zum Scannen einer Grafik.

Der für das Projekt beschaffte DIN A3-Farbdrucker (IBM Lexmark 4079) erfüllte seine Aufgabe recht gut. Die benötigte Zeit zum Ausdrucken einer komplexen Farbseite mit Text- und Grafikanteilen dauernd aber bis zu 8 Minuten oder länger, so dass ein Ausdruck mehrerer Seiten sehr zeitaufwendig ist. Da hin- und wieder der korrekte Ablauf diese Produktionsprozesse kontrolliert werden muß, ging relativ viel Arbeitszeit verloren, die für andere Arbeitsschritte effektiver eingesetzt hätte werden können.

Es war ebenfalls möglich einige Farbprobedrucke auf Quellpapier mit einem Farbnadeldrucker zu drucken.

Mit einem magneto-optischen Laufwerk konnten alle Text- und Bilddaten eines Großdruckbuches auf einem Datenträger gespeichert werden und standen so für einen papierlosen Austausch grundsätzlich zur Verfügung. Dieser sowie der Austausch per DFÜ konnte aufgrund fehlender Schulausstattung nicht erprobt werden.

3.2 Personelle Aspekte

Die Anstellung von Mitarbeitern (studentischen Hilfskräften) sowohl aus dem (sehgeschädigten-)pädagogischen Bereich als auch aus der Informatik, erwies sich als zweckmäßig. Zum einen sind bei der Bearbeitung von Texten aus Schulbüchern pädagogische Kenntnisse über den durch Lerninhalte und -schritte geforderten Aufbau eines Lehrwerkes wichtig, der sich in der Großdruckausgabe intentionsgerecht widerspiegeln muß, zum anderen sind wahrnehmungsphysiologische Kenntnisse über Sehschädigungen bedeutsam, um z.B. Farbgrafiken geeignet umgestalten zu können. Des weiteren waren Programmierfähigkeiten immer dann wichtig, wenn Anpassungen an das Programm (Zusatzprogramme, Makros) gemacht oder Hard- und Software gepflegt“ werden mußten.

Durch den Projektkoordinator konnten alle Mitarbeiter eingeführt werden, erstelltes Anleitungsmaterial diente als bleibende Arbeitsstütze für die Mitarbeiter. In der Teamsitzung konnten Arbeitsschwierigkeiten und weiteres Vorgehen geklärt werden.

Im Laufe des Projektes und zunehmender Bedarfsanmeldung durch die Lehrer zeigte sich, dass die vorhandene Arbeitsstundenanzahl von insgesamt ca. 20 Stunden pro Woche (ca. 1/2 Stelle !) nicht ausreichend für alle o.g. Arbeitsschritte ist.

DIN A3-Ausdruck einer Karte
Farbausdruck im DIN A3-Format mit dem Tintenstrahldrucker

 

3.3 Großdruckumsetzungskriterien

Bei der Aufbereitung eines Materials in eine für Sehbehinderte geeignete Druckform sind reichhaltige Aspekte zu beachten.

Dies fängt bereits bei dem typografisch korrekten Zeichengebrauch im Text an. D.h. zum Beispiel der von vielen Textverarbeitungen gesetzte Doppelhochstrich (") zur Einschließung von direkter Rede muß als Anführungsstriche unten () bzw. oben (“) ausgetauscht werden.

Da dies bei Ami Pro nicht automatisch durch einen Austauschbefehl erledigt werden konnte, wurden dafür sogenannte Makros (innerhalb des Anwendungsprogramms abrufbare Programme zur Erledigung einer bestimmten Aufgabe) geschrieben. Dies läßt sich mit anderen Windows-Editoren komfortabler lösen oder ist bereits als programminterne Austauschroutine während der Texteingabe vorgesehen.

Die Dialogbox des für Ami Pro geschriebenen Makros zum Austauschen inkorrekter typografischer Zeichen im Quelltext.
Die Dialogbox des für Ami Pro geschriebenen Makros zum Austauschen inkorrekter typografischer Zeichen im Quelltext.

Gleiches geschah für das Einfügen von Originalseitenzahl-Verweisen am Blattrand. Diese Verweise dienen dem Großdruckleser dazu, zu wissen auf welcher Seite des Originaltextes/-buches er sich befindet und ist somit wichtig beim gemeinsamen Arbeiten mit Normaldrucklesern, wie z.B. in einer Regelschulklasse. Die Verweise werden aus per Hand gesetzten Originalseitenmarken im Fließtext (4233 ) generiert. Der Programmieraufwand für die Makros unter Ami Pro war sehr hoch.

Zur Wiedergabe des Originaldrucks in sehbehindertengerechter Form gehörte auch das Beibehalten von bestimmten Schrifttypen, die sich im Orginalbuch befanden: z.B. Handschriften, Umrissschriften, mathematische Symbole u.a. Während für Handschriften entweder handschriftähnliche, aber für Sehbehinderte besser erkennbare Schrifttypen gewählt wurden (z.B. Handschriftähnliche) oder diese als Grafik eingescannt und wiedergegeben wurden, war für die Verwendung von Sonderzeichen aus der Mathematik u.a. die Entwicklung eines eigenen Schriftsatzes nötig, da gleichwertige und zugleich für sehbehinderte Leser wahrnehmungs-geeignete Zeichensätze dem Projekt nicht vorlagen. Dies geschah mit einem Schriftgestaltungsprogramm (Type Designer 2.0).

Aus den Erkenntnissen aus der studierten Literatur sowie der gemachten Erfahrungen und Befragungen im Projekt entwickelten wir eine Aufstellung von Großdruckkriterien (s. Anhang), die als Leitlinie zur Umsetzung von Großdruck dienen soll. Sie wurden bereits an interessierte Umsetzungsdienste oder für wissenschaftliche Zwecke weitergegeben (u.a. FOGRA = Forschungsgesellschaft Druck, München).

Um eine für Sehbehinderte geeignete Schrift zu haben – z.B. mit besseren Unterscheidungsmerkmalen zwischen I“ (großes i) und l“ (kleines el) und J“ (jot) – wurde zunächst ein spezieller Font (FF Meta Book") gekauft, zum Abschluss des Projektes wurde ein eigener Schriftsatz gestaltet, der z.B. auch ausreichend große Linienzwischenräume (Punzen) enthält.

Aussehen dreier Schriften: Meta, Arial, GrUsSans
GrUsSans arbeitet mit mehr charakteristischen Unterlängen (s. f") und zur Vermeidung der Abdeckung dieser durch die Unterstreichung mit einem tiefergestellten aber dicken Unterstrich. Linienabstände oder -öffnungen sind weiträumiger.

3.4 Kooperation: Projekt – Lehrer / Lehrer – Regelschullehrer / Schüler

Die Kooperation mit Lehrern war für die Ergebnissicherung (Rückmeldung) nicht immer befriedigend.

Fünf Sehbehindertenpädagogen nahmen als kooperierende Lehrer“ teil, zwei weitere holten nur vorübergehend Informationen und Probematerial ein, meldeten aber keinen konkreten Bedarf danach an.

Trotz umfangreicher Informationen über Möglichkeiten der kurzfristigen Produktion durch Teillieferung und vorab erstellten Probe- und Beispiel-material wurde von drei kooperierenden Sehbehindertenpädagogen nur langfristig benötigtes Material zur Aufbereitung angemeldet. Vor allem ein Lehrer benötigte kurz- bis mittelfristig Material.

Die Rückmeldungen der kooperierenden Lehrer war für eine umfangreiche und ins Detail gehende Ergebnissicherung nicht immer befriedigend. Als Kommunikationsmittel erwies sich das Telefon ergiebiger als schrift-liche Nachfragen. Telefonate dienten zum Informationsaustausch, zum Nachfragen oder zur Erinnerung an die Bedarfsanmeldung und an die Beantwortung der Materialevaluation per Fragebogen.

So konnten auch mehr Rückmeldungen zur Materialqualität telefonisch als schriftlich ermittelt werden.

Gründe für eine erschwerte Kommunikation sind

1. hohe Auslastung der Lehrer durch den Schulalltag und Unterrichtsge-schehen und damit verbundenem Zeitmangel für derartige Projekte,

2. akuteres Kooperationsbedürfnis bzw. erhöhter Bedarf an kurzfristig und mittelfristig benötigtem Material – Materialien, die von einer Woche zu anderem fristgerecht gebraucht werden -, von dem aber befürchtet wurde, es könne vom Projekt nicht termingerecht geliefert werden (s. 2.5.3),

3. räumliche Entfernung zwischen Projektmitarbeitern und Lehrern.

Für die kooperierenden Lehrer, die einen sehbehinderten Schüler an einer Regelschule betreuen (Betreuungslehrer“) traten für ihre Arbeit m.M.n. typische Erschwernisse hinzu, um Rückmeldungen zu liefern:

Foto: Gespräch mit einem Lehrer auf der REHA am GrUsS-StandGespräch mit einem Lehrer auf der REHA am GrUsS-Stand

3.5 Materialqualität

Die Qualität des erstellten Großdruckmaterials wurde von allen Lehrern durchweg als gut geeignet bewertet. Dies stellte sowohl ihre als auch die erfragte Sichtweise der das Material benutzenden Schüler dar. Die aufgestellten Großdruckkriterien“ haben sich richtig erwiesen.

Da auf individuelle Schriftbedürfnisse der Schüler eingegangen werden konnte, kann dies als zusätzliches positives Element gewertet werden.

Auch die didaktische Aufbereitung und die Umsetzung des Original-Seitenlayouts in ein sehbehindertengerechtes (z.B. gleiche Zuordnung von Text- zu Bildelementen auf linker und rechter Buchseite beim Wortregister eines Englischbuches) war erfolgreich. Die zusätzliche Einfügung eines Lesezeichens (Klappentext als Lesezeichen mit aufgedrucktem Seitenverweis zum alphabetischen Register) wurde nicht als störende Abweichung vom Original, sondern als sehbehindertengerechte Hilfe empfunden.

Nicht im vollen Umfang zufriedenstellend waren die farblichen Reproduktionen der Bilder, insbesonders Fotos. Oft waren die Farben zu abweichend vom Original oder von zu geringer Farbsättigung bzw. Brillanz. Dies liegt aber in der technischen Ausstattung begründet, die weder eine genügende Farbabstimmung (Farbkalibrierung) der Systemkomponenten Scanner – Monitor – Drucker’ untereinander ermöglichte, noch einen dem professionellen Druckgewerbe/Buchdruck nahe kommenden Farbreproduktion (sehr hohe Auflösungen, Farbdrucktechniken, z.B. im Offsetverfahren). hier weisen Farbkopien von komplexen Atlaskarten farbliche Vorteile gegenüber dem Druck mit nicht-professionellen Geräten auf.

Für das im Projekt gesteckte Ziel, zu erproben, ob eine Textaufbereitung mit Farbgrafiken auch im semiprofessionellen und privaten Computerverfahren möglich sei, kann die Farbqualität allerdings als befriedigend angesehen werden.

Die Testdrucke der farbigen Bundesländerkarte auf Quellpapier als taktile Grafiken mit dem Nadeldrucker zeigten, dass es möglich ist, im DTP-Verfahren auch tastbare Bilder Sehbehinderten bereitzustellen.

3.6 Anschlussarbeit

Im Anschluss an die hier dargestellte Projektarbeit, konnte der Projektkoordinator aufgrund seines Stellenwechsels von der Hochschule zur Sehbehindertenschule noch weitere neue Erfahrungen mit einer Umsetzung vor Ort“ sammeln und dabei auf die bereits erhaltenen Ergebnisse aufbauen (Mitte 1995-1997).

Aus der vorherigen Projektproduktion fand der Vokabelteil des Englischbuches bei zwei Schülern Einsatz und wurde als sehr gut lesbar und für die Arbeit als förderlich von den Schülern eingeschätzt.

Bereits mehrfach konnte die in Größe und Farbgebung aufbereitete Bundesländerkarte Deutschlands genutzt werden. Auch diese erwies sich im Unterricht für die sehbehinderten Schüler als übersichtlich und gut erkennbar.

Darüber hinaus wurden zu einem Testpaket (TES) einige Bildmaterialien mit Beobachtungs-Zuordnungsaufgaben sehbehindertengerecht bezüglich Darstellungsgröße und dickerer Strichbreite adaptiert.

Insbesondere gingen aber bis dato aus der alltäglichen Unterrichtsvorbereitung eine große Anzahl von aufbereiteten Arbeitsblättern in sehbehindertengerechter Qualität zu verschiedenen Inhalten hervor, die auf Diskette gespeichert, immer wieder nutzbar und anpassbar sind.

Teilweise benötigt die Erstellung eines ansprechenden Arbeitsblattes per EDV zwar noch mehr Zeit als die handschriftliche Erstellung. dies liegt aber zum großen Teil daran, dass benötigte Gestaltungefunktionen der Software für unterschiedliche Lerninhalte erst neu erarbeitet werden müssen oder mehrere individuell angepaßte Druckgrößen erstellt werden.

Für die zuvor im Projekt kaum umgesetzten kurzfristig benötigten Materialien läßt sich somit feststellen, dass dies mit einer normalen PC-Ausstattung bei entsprechenden Handhabungskenntnissen zum einen für den Lehrer vor Ort sehr gut möglich ist, zum anderen bei schnellerem Datenaustausch auch durch einen Umsetzungsservice qualitativ gut machbar wäre.

3.7 Zusammenfassung

In Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Arbeitsstunden und des technischem Potential des Projektes waren der Umfang an kooperierende Lehrer und deren Bedarfsanmeldungen kapazitätsdeckend.

Es wurde nachgewiesen, dass eine Großdruckproduktion nach sehbehindertengerechten Umsetzungskriterien auch mit einer semiprofessionellen oder im Privatbereich nutzbaren EDV-Ausrüstung machbar ist und die Qualität des erstellten Großdruckmaterial gut und für den Unterrichtsgebrauch effizient eingesetzt werden kann.

Für einen reibungsloseren Ablauf wären z.T. weitere Geräteanschaffungen notwendig gewesen (anderer Farbscanner, Faxgerät zur Kommunikation zwischen Projekt -Lehrern), für einen anspruchsvolleren Farbdruck vor allem geeignete Farbdrucker (z.B. Farblaserdrucker mit hoher Auflösung auch auf Normalpapier).

Eine höhere Personalaustattung wäre wünschenswert gewesen, um schneller produzieren zu können und damit den Lehrern nachzuweisen, dass es für sie sowohl von der Materialgüte geeignet als auch von der Reduktion des Lehrer-eigenen Arbeitsaufwandes zur Materialerstellung effizient ist.

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4 Aussichten / Weiterarbeit

Da die Ergebnisse gezeigt haben, dass eine Umsetzung sinnvoll, machbar, qualitativ gut und gewinnbringend ist, sollten Entwicklung von Kriterien, Schriften, erstellte Automatisiserungsmakros und Know-how weiter genutzt werden.

Dies geschieht bereits an der Universität Dortmund im Rahmen eines Landes-Pilotprojektes Didaktisch-strukturelle Verbesserung für behinderte Studierende", wobei Skripte und Vorlesungsverzeichnisse auch in Großdruck umgesetzt werden. Dabei werden die Hard- und Software des GrUsS-Projektes weiter genutzt.

Die mittlerweile vorangeschrittene Soft- und Hardwareentwicklung bzw. Preise für EDV-Komponenten ermöglichen weit eher als noch vor ein paar Jahren die für die Umsetzung in Großdruck notwendige Hard- und Software auch an jeder Schule zu beschaffen, so dass Lehrer (oder ein Materialadaptierer) kurzfristig benötigtes Material umsetzen könnten.

Gerade im Hinblick auf die in Westfalen-Lippe geplante Regionalisierung der zwei Blinden- und der sechs Sehbehindertenschulen zu Sehgeschädigtenschulen, wäre es sinnvoll – gleichermaßen wie dies teilweise durch den Versorgungsservice des FIBS (Förderzentrum zur Integration Blinder und hochgradig Sehbehinderter) Soest für Blindenschulen bzw. Material für ambulant betreute blinde Schüler gemacht wird – auch eine (regional) zentrale Einrichtung für Großdruckmaterialien aufzubauen. In dieser sollten dann auch Geräte für einen qualitativ noch besseren Farbdruck sowie ausreichend Personal für die Aufbereitung gesamter Schulbücher zur Verfügung stehen.

Der Material- und Kommunikationsaustausch sollte dann auch über DFÜ/Modem und Fax ermöglicht werden.

Die Sicherung der speicherintensiven Text-/Bilddateien ist heutzutage auch kostengünstig auf ZIP-Disketten oder beschreibbaren CD-ROMs möglich.

Soweit die Textverarbeitungs-Software sowie die Drucker an den Schulen kompatibel zu den im Servicezentrum benutzen sind, wäre es möglich, komplette adaptierte Bücher auf diesen transportablen Datenträgern zu verschicken und nach Bedarf vom Lehrer vor Ort ausdrucken zu lassen oder dem Schüler als Lesetext auf dem Computer zu geben. eine alternative Möglichkeit stellt die Aufbereitung des Materials durch den Umsetzungsdienst in das an der Schule benötigte Dateiformat (geeignet z.B. RTF) dar.

Im zentralen Umsetzungsservice sollten auch nach Möglichkeit von Lehrern erstellte Arbeitsblätter auf Diskette“ gesammelt werden [vgl. 8] und ggf. mit kompletten Büchern in einer per DFÜ einsehbaren und abrufbaren Datenbank (Mailbox, Internetseite) als papierlose Materialien bereitgestellt werden.

 

Versorgungskonzept

Schule vor Ort regionales Medienzentrum

umzusetzendes Material
ad-hoc benötigtes mittel- und längerfristig benötigtes
Arbeitsblätter Kurztexte und einfachen Schemata, Bilder von einfachen Texten über komplizierte Schemata sowie Grafiken bis zu ganzen Büchern mit Fotos

Geräteausstattung (inkl. notwendiger Software)
Farbkopierer PC u. Drucker, Scanner, Spiralbindegerät Scanner, PCs u. Drucker, DTP-Workstations, Satz-/ Belichtungsgeräte, Klein-Offsettdruckmaschine Farbkopierer, Quellpapierfuser (Spiral)Bindegeräte DFÜ/ISDN-Equipment
  Copyrighteinholung auch für vor-Ort-Material
  Katalog Archiv und Katalog für sehbehindertengerechte Medien mit DFÜ

Personal
Lehrer selbst (Arbeitsplatz in Schule, ggf. zu Hause) Medienpädagoge in Schule Großdruckproduzenten: Personal zum Scannen, Eingeben, Korrektur, Zeichnen, Bildretusche, Drucken; Programmierer, Netz-/DFÜ-Betreuer Bibliothekar leitendes Personal
   

Datenfernübertragung:
ß Bedarfs- und Copyrightanmeldung à
ß
Austausch/-leihen von Katalogdaten, Material sowie Vorlagen à

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Literatur
Typografie für Sehbehinderte – Typografie allgemein – Links

[1] Zeun, Ulrich: Erprobende Untersuchung der Grenzen und Möglichkeiten der Aufbereitung hochschulinterner Materialien für Sehgeschädigte (Abschlußbericht), Dortmund, 1993

[2] Zeun, Ulrich: Ergebnisse einer Fragebogenerhebung zur Großdruckerstellung unter SehbehindertenlehrerInnen 1992 (unveröff. Manuskript, 26 S.), Dortmund, 1993

[3] Zeun, Ulrich: „Großschrift und Großdruck am Computer“; in: b-s, 1/94 (114. Jg.), S. 28-39; (s. insbes. Teil III „EDV-Großdruck – ein Projekt an der Uni Dortmund“)

[4] Zeun, Ulrich: „Large Print Desktop-Publishing by PC for the Partially Sighted", in: Zagler, W. et al „Proceedings of the 4th Intl. Conference on Computers and Handicapped (ICCHP)“, Berlin, 1994, S. 507ff.)

[5] Zeun, Ulrich: „Computereinsatz für Sehgeschädigte am Beispiel zweier Vorhaben an der Universität Dortmund“, in: U. Kosa (Hrsg.): Sprechende Computer in der pädagogischen Praxis, Weinheim, 1994; S. 19-26

[6] Zeun, Ulrich: „Großdruck-Ratgeber“ in: b-s, 1/96 (116. Jg.) S. 48-49 (einer Rezension über die Großdruckausgabe des „Ratgeber für Behinderte“ hrsgg. v. BMA, 1995 n. Initiative des GrUsS

[7] Infoblatt zur REHA 1993 „Forschungsland NRW“ (GrUsS-Stand)

[8] Zeun, Ulrich: „Large print and typographical design for visually impaired“ in: Crossroads, vol. 1, issue 1, Spring 1994, S. 7

[9] Ulrich Zeun, Magarete Tanner, B. Köttig: „Aufruf – Datenbank für sehbehindertengerechtes Unterrichtsmaterial“ in: b-s, 3/95 (115. Jg.), S. 185-186

[10] Schweizer. Zentralverein für das Sehbehindertenwesen (Hrsg.): SZB-Kurs für Low Vision-Trainer und Trainerinnen, St. Gallen, o.J.

[11] Hilger, Joachim: Erstellung, Durchführung und Auswertung eines Verfahrens zur Ermittlung des individuell geeigneten Schriftbildes für sehbehinderte Kinder und Jugendliche, Staatsarbeit PH Heidelberg, 1996

Danksagung

Das Projekt GrUsS“ dankt allen, die im Laufe der Projektjahre mitgearbeitet haben: M. Brameier, M. Drolshagen (geb. Olmer), S. Kosan, F. Laemers, P. Lüneburg, F. Said, H. Schulenberg, St. Stöhr sowie den kooperierenden Lehrern und beteiligten Schülern. Ein besonderer Dank gilt den Einrichtungen, die das Projekt durch Spenden gefördert haben, der Fa. Aldus (jetzt: Adobe) und der Sieglinde Hildebrandt-Stiftung.

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Anhang

I. Vergleich der Vor- und Nachteile von Vergrößerungskopien gegenüber DTP-Großdruck

+ Vorteile | - Nachteile

Vergrößerungskopien EDV-Druck
+ Druckmängel bleiben erhalten: gebrochene Buchstaben ungünstige Schrifttypen zu enge Zeilenabstände können nur bedingt aufgehoben werden. ü digitalisierter Text kann neu formatiert werden: Schrifttype, Abstände, Layout, Größe kann geändert werden.
+ Vergrößerungsmöglichkeiten vorgegeben, tw. Überformat DIN A3 ü Vergrößerungen über entspr. Programme u. Drucker bei Erhalt von DIN A4 möglich
+ für versch. Vergrößerungsstufen eines Originals muß komplett neu kopiert werden. ü digitalisierte Texte können individuell anders vergrößert ausgedruckt werden. + bei Neuauflagen kann digitaler Text revidiert werden.
+ Bilder u. Grafiken bleiben wahrnehmungsphysiologisch ungünstig, bei S/W Kopierern gehen Farbinformationen verloren. ü Bilder etc. lassen sich mit Bildbearbeitungsprogramm in Kontrast, Farben, Größe, Beschriftung und Strukturierung sehbehinderungsgerecht anpassen.
+ Folien kopierbar - Folien bedruckbar; + Quellpapier für taktile Grafiken bedruckbar (auch farbig mit Nadeldr. – digital. Vorlage läßt sich nutzen).
ü Originallayout bleibt erhalten. ü/û Originalseitenlayout geht verloren, aber Originalseiten eintragbar, sowie Orientierungshilfen (Kopfzeilen, Randbemerkungen).
ü Farbkopierer bieten gutes Abbild (Anschaffungskosten, laufende Kosten sind rel. hoch) ü Farbdrucker: kostengünstiger als Kopierer (DIN A3 kostenintensiver)
ü schnelle Produktion / Einarbeitungszeit relativ kurz. + Produktionszeit länger; Einarbeitungszeit länger; Eingabe per Hand oder Scanner notwendig, soweit nicht bereits digitale Texte vorliegen.

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 II. Untersuchungsergebnisse:
Vergrößerungsbedarf / typografischer Bedarf

 Abkürzungen 1 St 2 St 3 St 4 Sch 5 Sch 6 Sch 7 Sch
medizinische Werte 0,05/0,2 Md 0,2/ 0,02 Oa 0,1/0,1 Ny, Al 0,1 Ny, Za 0,3 Ny, Al 0,02 tD 0,4
Lesehilfe Lupenbrille Blg Lupe bei Kleinerem tw. Lupe +Brille Blg Brille, tw. Lupe
Leseabstand 10 cm 10 cm – 12 cm 24 cm 15 cm 30 cm 8 – 10 cm N 10 cm / G 15 cm
Lesemotivation gern weniger mittel weniger gern -- gern
Lesekonsum viel regelm. untersch. viel regelm. ab und zu -- ab und zu
gewohnte Druckart N s N N s N (in Schule tw G) N -- N s/ss Schule: G s/ss
bevorzugte Schriftgröße mind. 14 (o. Sh 22) Pt. 24 (besser 30pt) 20pt 16 – 18 pt 16 30 16
Shrifttyp tw. s/ss ss ss s/ss s s/wBa s/ss
Zeilenabstand (Durchschuß) 5 pt 5pt 5pt 5pt oder mehr mind. 3pt mind. 3 besser 5 pt 3pt
Layout 2sp/eing. 2sp/1z/get 1z eing. -- -- 1sp
bevorzugte Überschrifttype -- größer, fett -- größer, fett,and. -- -- --

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III. Infoblatt

1) VoderseiteRückseite 
2) Infos für Interessenten

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IV. Beispiel einer adaptierten Grafik

Original in Kopie 
Originalbild Schema des Wasserkreislaufs im Querschnitt durch Land und Küste

Aufbereitete Grafik
Adaprtierte Grafik des Wasserkreislaufs

V. Kurzveröffentlichungen
Baustellenschild
 in Vorbereitung

VI Großdruckkriterien

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